Ein ebenso großes Thema ist die Kuhmilch und Laktose-Intoleranz.
Warum die Ostasiaten und speziell die Chinesen im Gegensatz zu den Indern die Kuhmilch gar nicht vertragen, ist in deren Ernährungsgewohnheiten begründet. Während bei den Indern die Kuh als heiliges Tier verehrt wird, von der einzig und allein die Milch verwertet werden darf, dienen in China Schwein, Ente und Huhn als Eiweißlieferanten.
Weil sich aber Eiweiß - sei es Fleisch, Milch oder pflanzliches Eiweiß - in der Chemie wesentlich unterscheidet, ist unsere Verdauung und sein Mikrobion entweder auf das eine, oder das andere eingestimmt und hält auch zähe daran fest.

Rinder, Schafe und Ziegen begleiten uns schon lange und seit ihrer Domestizierung wurden deren Produkte wohlgeschätzt. Jedoch Rohmilch wurde kaum konsumiert, schon allein wegen der begrenzten Haltbarkeit und vor allem der Gefahr sich damit die gefürchtete Schwindsucht/Tuberkulose einzufangen. Also wurde die Milch als Sauermilch, oder im gekochten Zustand verzehrt und hauptsächlich zu Butter, Topfen und Käse verarbeitet.
Schon die hochzivilisierten und für ihre gute Küche bekannten alten Römer schätzten diese Produkte und vor allem einen guten Käse. Jedoch das beste Eisen, um Schwerter zu schmieden und den besten Käse bezogen sie aus der Provinz Norikum, das was wir heute als Kärnten und die südliche Steiermark ansprechen. Die hochgeschätzte Kuh aus dieser Region ernährte nicht nur ihr Kalb, sondern - so wird’s überliefert - beglückte die braven Bauern mit einer weithin unübertroffenen Milchmenge von in etwa 1000 Liter im Jahr- und damit konnte auch der Butter, vor allem aber Käsehunger Roms und deren Soldatenheere in Aquilea und Karnuntum gut bedient werden.
In der langen Zeit danach bis zum 2ten Weltkrieg, gab es kaum große Veränderungen in der Landwirtschaft. Die Mehrheit der Bevölkerung lebte am Land und da vor allem am Bauernhof. Priorität hatte die Selbst -versorgung.
Die Marktgemeinden entstanden aus den Viehmärkten und wie der Name schon sagt, konnte der Bauer dort das Klein-und Großvieh verkaufen, das nicht für den Eigenbedarf gebraucht wurde.
Hier bei uns im oberen Murtal, waren ein tüchtiges Zugpferd und ein gealpter und gut gemästeter Ochse die begehrteste Handelsware. Milch, Butter, Topfen und Käse wurden nur regional und im bescheidenen Ausmaß vermarktet.

Jedoch mit der boomenden Wirtschaft und dem zunehmenden Wohlstand änderte sich die Lage schlagartig.
Nun erst konnte sich jeder Haushalt ausreichend Mehl und Zucker und auch Fleisch und Butter leisten.
Nach der Tristesse der Vorkriegs-und Kriegsjahre und den Hungerjahren danach gab es dafür einen schier unstillbares Bedürfnis.
Wo nachgefragt wird, muss auch produziert werden und Industrie und Landwirtschaft reagierten darauf.
Der Traktor verdrängte Pferd und Ochsen – Pferdefleisch war damals ein billiges Sonderangebot—und für Äcker und Wiesen reichte nicht mehr der eigene Stallmist, sondern es wurde mit reichlich Kunstdüngung nachgeholfen.
Ich erlebte noch, dass die Bauern mit dem Einspänner täglich frühmorgens ihre Frischmilch in ein, zwei und höchstens vier Milchkannen vom Berg ins Tal zur Milchrampe brachten, wo diese von einem klapprigen Steyer-LKW abgeholt und in die nahegelegene Molkerei gebracht wurden. Das änderte sich mit den 70er Jahren schlagartig. Die künstliche Besamung, Genetik und Zucht spezieller Milchvieh-und Mastrassen führten zu einer ungeahnten Leistungssteigerung. Melkmaschine und Rohrmelk- später der Milchroboter hielten Einzug in den Stall und weil die Milch nur mehr alle zwei Tage abgeholt wurde, stand plötzlich ein großer Tank in der Milchkammer.
Die Verlierer dieser Entwicklung waren und sind die Kälber, nicht nur weil sie kaum geboren von der Mutter getrennt wurden, sondern auch deshalb, weil sie mit zugekaufter Magermilch abgespeist wurden. Ein noch traurigeres Schicksal ereilt die Stierkälber. Wenn sie nicht mit gut zwei Monaten der Schlachtung zugeführt wurden, durften sie sich bis an ihr allzu kurzes Lebensende- nur mehr in einer begrenzten Box und auf Spaltenböden bewegen.
War der Bauer in den 70er Jahren noch sehr zufrieden, wenn seine Kühe im Jahresschnitt 5000 Liter hergaben, so sind wir heute bei einem Stalldurchschnitt von 10.000 Liter; und nicht selten werden solche Turbokühe auf 15.000 Liter und mehr forciert.

Derartige Leistungen werden nur durch ein ausgeklügeltes Futterangebot ermöglicht. Dazu zählt in erster Linie Gras-und Maissilage aus dem Selbstanbau und Zukäufen von weither. So importiert Österreich 600.000 Tonnen Soja aus Brasilien allein für die Schweinemast und den Eiweißhunger unserer Milchkühe.
Weil aber die Kuh von Haus aus kein Allesfresser und sein Magensystem von jeher auf Gras und Rauhfutter abgestimmt ist, wird im Mischwagen mit Geschmackszusätzen der Futterbrei so manipuliert, dass die Kuh schließlich auch das frisst, was ihr nicht gut tut.
Über diese Beschreibung soll uns bewusst werden, wie dramatisch sich das Kuhleben in kurzer Zeit verändert hat. Dass sich damit auch das Produkt, nämlich die Milch verändert hat, wird und uns durch die ständig zunehmende Unverträglichkeit auf dieses Grundnahrungsmittel vor Augen geführt.
Leider haben uns Profit und Wachstumswahn so blind gemacht, dass wir auf unser Bauchhirn zu hören vergessen haben. Und dieses Bauchhirn hat ein Langzeitgedächtnis, das sich nicht betrügen lässt.
Warum die Heu- und vor allem die Biomilch bekömmlicher sind, darüber mehr in späteren Beiträgen.
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