Dazu ein Erfahrungsbericht: Eine betagte Bäuerin, deren Schweine und Kühe ich seit Anbeginn meiner tierärtztlichen Tätigkeit betreut hatte, kam schlußendlich auch mit ihren Beschwerden zu uns.

Die Vorgeschichte dazu: Der Hausarzt diagnostizierte einen Knoten in der Brust und schickte sie ins Spital. Weil sie aber mit der Luft kämpfte und an einer chronischen Farmerlunge laborierte, sollte dies zuerst von einem Lungenfacharzt saniert werden. Der sprach von einer monatelangen Desensibilisierung mit unsicherem Erfolg. Also kontaktierte sie uns.
Im Gegensatz zur Schulmedizin, die chronische Leiden, wie Farmerlunge, COPD, Psoriasis, Neurodermitis, Morbus Crohn usw. als Autoimmunkrankheiten einstufen, wo meist nur die Langzeit-Behandlung mit Cortison und Co. eine Verbesserung des Leidens bringen kann, betrachten wir genannte Autoimmunkrankheiten als Allergien - und behandeln diese erfolgreich; so auch bei unserer betagten Bäuerin.
Überzeugt von unserer guten Arbeit, nötigte sie uns dazu, bei ihrem Brustproblem eine Sanierung zu versuchen. Obwohl wir bis Dato Krebspatienten nur begleitend behandelt hatten, ließen wir uns auf dieses Experiment ein. Nach unserer wohlüberlegten Strategie beruhigte sich die betroffene Achsel-Lymphe und der Knoten in der Brust kapselte sich ab. Hocherfreut darüber kam sie regelmäßig zur Kontrolle und so war ihr noch ein gutes und langes Leben beschieden. Jedoch dazwischen gab`s eine kritische Situation!
Weil ich mein Wirkungsfeld von Trofaiach nach Seckau verlegt hatte, war die nunmehrige Wegstrecke länger und sie musste chauffiert werden. Meist geschah dies durch eine gute Freundin. Als wieder einmal Verwandte einsprangen, hatten diese kein Verständnis für die weite Fahrt und brachten sie zum Hausarzt vor Ort.
Der machte die obligaten Untersuchungen und beim Blutdruck wurde er fündig, durchaus denkbar durch die Aufregung unserer Bäuerin. So wurde ein Blutdruckmedikament verschrieben und als sie dem Arzt erklärte, dass sie als ehemalige Allergikerin Medikamente schlecht vertrage, verschrieb er ihr dazu einen Magenschoner. Kurze Zeit darauf spielte ihre Verdauung verrückt und mündete in einem blutigen Durchfall. Sie versuchte es mit Tee und Hausmittel—ohne Erfolg. Als die Verwandten wieder einmal vorbeischauten, fanden sie unsere Bäuerin total dehydriert und unansprechbar in einem blutgetränkten Bett. Nun ging`s auf schnellsten Weg ins Spital. Nach 10-tägiger Behandlung auf der Intensivstation hatte sich der Darm beruhigt und mit gezielten Maßnahmen konnte die Blutung gestillt werden. Wieder zu Hause versuchte sie sofort zu uns zu kommen. Es ging ihr gar nicht gut und demensprechend sah sie aus. Im Gespräch erfuhren wir von der vorangegangenen Behandlung des Hausarztes und klugerweise hatte sie die Medikamente mit dabei. Beim Studium der Nebenwirkungen wurde ich fündig: Da stand beim Magenschoner unter sehr häufigen Nebenwirkungen: Leukozyto-pennie und Thrombozyto-pennie. Die Leukozyten sorgen für die Infektionsbekämpfung und die Thrombozythen=Blutblättchen kleiden die Gefäße aus. Weil bei der 86-jährigen die Gefäße logischerweise nicht mehr durch jugendliche Elastizität brillierten, sondern auf Grund des Alters unelastisch und brüchig geworden waren, darf man sich nicht wundern, wenn durch eine Medikation, die die Auskleidung der Gefäße schädigt und somit das Ausblutungsrisiko erhöht bei unserer Patientin jenes bedrohliche Szenario eingetreten ist. Die eigentliche Medikation, nämlich der Blutverdünner entpuppte sich als zusätzlicher Brandbeschleuniger.
Weil unser Medikamenten-Test die Fehlmedikation bestätigte, veranlassten wir unsere Bäuerin beide Medikamente zu minimieren = auszuschleichen und schließlich wegzulassen. Nach unserem Organ-Chek erholte sie sich sofort und weil sie wieder regelmäßig unsere Hilfe beanspruchte, waren ihr noch 5 freundliche Jahre vergönnt.
Dieser Patientenbericht ist ein klassisches Beispiel von GUT GEMEINT mit bösen Folgen! Ähnliches erleben wir bei unseren betagten Patienten immer wieder. Sehr bedenklich erscheint mir auch, dass im Spital wie bei unserer Bäuerin der Fokus nur auf die Symptombehandlung gerichtet und nicht die Ursache des Leidens erforscht wird - und schon gar kein Interesse besteht, wie es der Patientin danach ergeht! Hätte unsere Bäuerin besagte Medikamente brav weitergenommen, so hätte diese Unbedachtsamkeit böse enden können.
Solche Defizite unserer Gesundheitsversorgung müssten von einer PATIENTEN-VERTRETUNG wahrgenommen und im Sinne ihrer Klientel besser gemanagt werden. Den meisten unbekannt, aber tatsächlich gibt es auch bei uns solch eine Vertretung; jedoch von der hört man nichts dergleichen - außer dass sie unisono mit der Ärztekammer die Komplementärmedizin verteufelt.
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